Morgen, gestern und vorgestern #1 : Zeitreisen in Star Trek.




Zeitreise sind nicht gerade selten im Star-Trek-Universum. Im Laufe ihrer 55-jährigen Geschichte zeigte uns das Franchise diverse Ausflüge, entweder in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Doch bleibt sich die Serie treu, wenn es um die temporale Mechanik geht? Natürlich weiß niemand, welche physikalische Gesetze Zeitreisen unterworfen sind. Schließlich hat sich in der realen Welt noch keine(r) durch die Zeit anders bewegt als einen Augenblick nach dem anderen. Es gibt allerdings drei Haupttheorien, die im Sci-Fi-Bereich immer wieder Verwertung finden.


Die determinierte Zeitachse.


Der Zeitverlauf ist unveränderbar. Wenn Zeitreisende zu einem bestimmten Punkt in die Vergangenheit zurückkehren, dann nur, damit sie Ereignisse in Gang bringen, die bereits geschehen sind. Typisch für dieses Modus Operandi wäre das Musiker- bzw. Schriftsteller-Paradoxon. In der Serie Doctor Who erläutert die von Peter Capaldi gespielte Inkarnation des uralten Protagonisten es ungefähr so: Nehmen wir an, dass ein Zeitreisender die Musik von Beethoven über alles liebt, besonders die fünfte Sinfonie. Er reist zur Lebzeit seines Idols, findet aber keinerlei Hinweis darauf, dass er je existierte. Da er sich eine Welt ohne seine Lieblingsmusik nicht vorstellen kann, schreibt er sie nieder und wird so selber zum berühmten Musiker. In einem solchen Fall ist die Frage berechtigt: Wer komponierte Beethovens fünfte Sinfonie?





Ein solches Paradoxon kann nur in einer determinierten Zeitachse erfolgen, da der Zeitreisender bzw. die Zeitreisende die Konsequenzen seines/ihres Handelns erlebt, bevor er/sie die Zeitreise unternimmt.


2. Die dynamische Zeitlinie.


Den Lauf der Geschichte verändern kann man nur bei einer dynamischen Auffassung der Zeit, wie zum Beispiel in „Zurück in die Zukunft“, einem Film, der dieses Thema besonders prägte. Laut dieser Theorie ist die Zeit nichts anderes als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die die Nächsten bestimmen. Jeder Eingriff wirkt sich auf die Zukunft aus. Die ursprüngliche Timeline wird dabei überschrieben und ist für immer verloren, es sei denn die ausschlaggebende Veränderung wird rückgängig gemacht. Dabei kann das berühmte Großvaterparadoxon entstehen. Eine Zeitreisende bzw. ein Zeitreisender trifft auf sein/ihr Großvater und bringt ihn um. Da er nie geboren werden wird, wie kann er/sie dann zurück in die Vergangenheit reisen, um den Mord auszuüben?


3. Das Multiversum.


Diese dritte Möglichkeit schließt sowohl eine Veränderung der Timeline als auch jegliche Paradoxen aus. Wird die Vergangenheit durch eine(n) Zeitreisende(r) gestört, entsteht eine neue Zeitlinie, die parallel zu der ursprünglichen verläuft. Als J.J. Abrams 2009 das Multiversum in Star Trek einführte, schien er fünfzig Jahre Star Trek zu widersprechen. Doch war Star Trek immer konsequent mit der Zeitreisemechanik? Hat J.J. Abrams wirklich mit einer langen Tradition gebrochen? Oder bedienten sich die Autoren, je nach Bedarf, schon immer der einen oder anderen Theorie?


In den nächsten Wochen habe ich vor, verschiedene Folge unter die Lupe zu nehmen, und hoffe, am Ende feststellen zu können, wie kohärent Zeitreisen in Star Trek letztendlich geschrieben wurde. Nächsten # SciFreitag fang ich mit der TOS-Crew an. Die darauffolgenden Wochen widme ich nacheinander TNG, DS9, Voyager und Enterprise, bevor ich am Ende zu einem Fazit komme. Ich freue mich auf eure Reaktionen und Kommentaren, und wünsche euch schon mal ein schönes Wochenende.


Quellen:

https://blog.clickomania.ch/2016/10/26/die-drei-gesetze-der-zeitreise/


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