Der Fluch der durchsichtigen Serienhelden.

1897 veröffentlichte Herbert Georges Wells seinen Roman „der Unsichtbare“. Seitdem wurde die Idee eines Menschen, den man nicht sieht, immer wieder neu interpretiert. Zahlreiche Kinofilmen behandeln dieses Motiv. Auch im Fernsehen kehrte der unsichtbare Mann regelmäßig zurück. 





Peter Brady (1958-1960)



Im Jahr 1958 wurde die erste Serie über einen unsichtbaren Mann produziert, damals in schwarz-weiß. Sie lief 2 Staffeln lang auf dem amerikanischen Sender ITV. 


Bei einem Experiment mit Atomenergie wird in den ersten Minuten des Pilotfilms der Wissenschaftler Peter Brady unsichtbar. Erstaunlich ist, dass die Hauptfigur konsequent niemals zu sehen ist. Auch vor dem Unfall wird ihr Gesicht nie gezeigt. Nachher benutzt er Verbände, Sonnenbrille und Handschuhe, um von seinem Umfeld wahrgenommen zu werden. Die Regierung erkennt das Potenzial und rekrutiert ihn. Er agiert als Geheimagent, bis sein Zustand entdeckt wird. Anschließend wird er zu einer öffentlichen Persönlichkeit, die auch im Alltag Bedürftigen hilft. 


Die Person unter dem Verband wurde von verschiedenen Schauspielern verkörpert. Offiziell wurde der unsichtbare Mann von Tim Turner gespielt, der ihm durchgehend seine Stimme lieh.


Daniel Westin (1975)





1975 versuchte der Sender NBC das Unsichtbare ins Fernsehen zurückzubringen. Mit David McCallum (Dr. “Ducky” Mallard in NCIS) in der Hauptrolle wurden 13 Folgen produziert. Leider wurde die Serie nach dieser kurzen ersten Staffel nicht verlängert. 


In Zeiten der Vietnamkrieg wählten die Verantwortlicher einen pazifistischen Ansatz. Auf der Suche nach eine Teleportationstechnologie stößt der Wissenschaftler Daniel Westin auf eine Formel, die vorübergehend unsichtbar macht. Als das Militär plötzlich Interesse an seiner Arbeit zeigt, verschwindet er buchstäblich und zerstört anschließend sein Labor. Sein Zustand ist jedoch instabil, infolgedessen er dauerhaft durchsichtig bleibt. Ein befreundeter Arzt kommt ihm zu Hilfe und stellt aus einer revolutionären hautähnlichen Substanz eine Maske her. Auf dieser Weise kann Westin sich in der Öffentlichkeit bewegen und sein Geheimnis wahren.


Nachdem ihm zugesichert wurde, dass seine Arbeit nicht für militärische Zwecke missbraucht wird, kehrt Westin zu seinem Labor zurück, damit er seine Sichtbarkeit wiederherstellen kann. Im Gegenzug stellt er seine ungewöhnliche Fähigkeit im Dienst ziviler Aufträge. 


Sam Casey (1976)





Wegen mangelnder Quoten verließ Daniel Westin die Fernsehlandschaft. Trotzdem blieb NBCs Interesse am unsichtbaren Mann ungebrochen. 1976 brachte der Sender mit Gemini Man ein neues Konzept ins Spiel, das moderner und trotzdem kostengünstiger sein sollte. Als Produzent fungierte Harve Bennett, der später große Erfolge verzeichnen sollte, wie zum Beispiel der Sechs-Millionen-Dollar-Mann. Star Trek Fans kennen ihn außerdem aufgrund seiner Beteiligung an den Kinofilmen der Zorn des Khan, Auf der Suche nach Mr. Spock, The Voyage Home und The Final Frontier.


Wie seine Vorgänger verliert Regierungsagent Sam Casey (Ben Murphy) nach einem Strahlungsunfall in einem U-Boot die Fähigkeit, gesehen zu werden. Durch ein als digitale Armband-Uhr getarnte Stabilisierungsgerät kontrolliert er seine Sichtbarkeit. Allerdings kann er sich nicht länger als 15 Minuten am Tag tarnen. Wenn er dieses Zeitlimit überschreiten, ist er nicht mehr in der Lage, wieder zu erscheinen. 


Der Fluch


Leider ging die Rechnung nicht auf. Nach 12 Episoden wurde auch diese Serie eingestellt. Aus irgendeinem Grund scheint das Thema eine bessere Resonanz im Kino zu haben, als im Fernsehen. Sowohl die letztjährige Verfilmung als auch Paul Verhoevens Hollow Man aus dem Jahr 2000 gelten als erfolgreich. Allerdings befassen sich beide Filme mit dem psychologischen Aspekt des Themas, so wie H.G. Wells literarische Vorlage es schon tat. Inwiefern ändert sich der Mensch, wenn er nicht mehr gesehen wird? Agieren ohne wahrgenommen zu werden. Auf die Welt Einfluss zu nehmen, ohne daran teilhaben zu müssen oder Konsequenzen zu befürchten. Wie geht man mit dieser Macht um? Gelten für eine solche Person weiterhin die gesellschaftlich anerkannten Grenzen? Eine solche Vorstellung wird schnell bedrohlich. Wahrscheinlich ist dies der Grund, warum Unsichtbarkeit in Horrorfilmen am erfolgreichsten ist. Serien-mit-dem Fall-der-Woche, wie sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblich waren, bieten kaum den nötigen Raum für eine tiefere Charakterentwicklung. Unsichtbare Regierungsagenten haben einen Riesenvorteil ihren Gegner gegenüber, darum fällt es dem Publikum schwer, mit ihnen mitzufiebern. Gemini Man fügte mit der 15-Minuten-Deadline dem Konzept des unsichtbaren Menschen eine nachvollziehbare Schwäche zu, allerdings führte das meistens zu einer wenig glaubhaften Verkettung absurder Umstände, sodass der Erfolg der Mission sehr konstruiert wirkte. 


Im Zeitalter von Streamingdienste sind Serien nicht mehr an diesem alten Format gebunden. Könnte dies der Fluch der unsichtbaren Serienhelden endlich brechen? 


Liebe Leserinnen und Leser, erinnert ihr euch an diese Serien? Wie fandet ihr sie? Fällt euch eine (moderne?) Serie mit einem unsichtbaren Mann bzw. einer unsichtbaren Frau ein, die ihr empfehlen könnt. Dann schreibt es in den Kommentaren. Nächsten #SciFreitag kommt ein neuer Artikel. Bis dahin wünsche ich euch eine wunderschöne Woche.

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