Firefly: Der Start des Glühwürmchens




2002 erschien  Joss Whedons neue Sci-Fi-Serie auf dem Sender Fox. Die Hauptrolle übernahm Nathan Fillon, mit dem Whedon 
 in der 7. Staffel von Buffy erneut zusammearbeiten  sollte. Mit Gina Torres wurde ein zweites Gesicht aus dem Buffyversum verpflichtet. Leider wurde die Serie aufgrund schwacher Quoten nach einer kurzen Staffel eingestellt. 
Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren habe ich mir den Pilotfilm wieder angesehen. 


1. Die Handlung

Nach der illegalen Bergung einer wertvollen Fracht aus einem havarierten Raumschiff der Allianz versucht die Crew der Serenity, angeführt von Captain Malcolm Reynolds, sie gewerblich loszuwerden. Leider ist die Ware markiert und dementsprechend wenig attraktiv für potenziellen Käufer. Um die laufenden Kosten zu decken, nehmen sie Passagiere auf und verlassen den Einflussbereich der Allianz. 

Unter den Gästen befindet sich ein hochbegabter Arzt, der seine eingefrorene Schwester River an Bord der Serenity geschmuggelt hat. An ihr wurde im Rahmen eines Projekts der Allianz experimentiert, worunter ihr Geisteszustand sehr gelitten hat. Nun sind sowohl sie als auch ihr Bruder auf der Flucht. 

Unglücklicherweise befindet sich auch unter den Passagieren ein Marshall der Allianz, der Rivers Spur bis zur Serenity verfolgt hat. Seinen Aufenthalt auf dem Schiff sollte er nicht überleben. 

Währenddessen trifft sich Malcolm mit Patience, um seine markierten Proteinriegel loszuwerden, was nach einer kurzen bewaffneten Auseinandersetzung auch erfolgt. 

Zum Schluss kommen auch noch die Reavers, eine Rasse von wilden Kriegern mit extrem hoher Zerstörungskraft. Die Serenity entgeht knapp dem Angriff, indem die Leiche des Marshalls als Nahrung zurückgelassen wurde. 

Die Folge endet mit dem Beschluss der Hauptcharaktere, an Bord der Serenity zu bleiben. 


2. Cowboy vs. Imperium

Von der ersten Szene an ist es klar. Die Welt, in der die Serie spielt, ist wild und gewalttätig. Auch wenn die übermächtige und militärische Allianz definitiv an Star Wars erinnert, weisen die Kostüme, die Planetenlandschaften und die Musik auf alten Western hin. Die Menschheit hat einen Sektor des Alls kolonisiert, wie die Europäer früher den amerikanischen Kontinent. Genau wie sie sind die Einwanderer auf sich allein gestellt und müssen außerhalb des Gesetzes handeln, um zu überleben. Dies führt natürlich zu Konflikten mit der diktatorischen Autorität, die mit begrenzten Mittel versucht, Ordnung in das Chaos zu bringen. Zudem ist die Analogie zwischen den Reaver und die amerikanischen Ureinwohner nicht zu übersehen. Auch sie galten zur Zeit des wilden Westens als kannibalistische Barbaren, was sich im Nachhinein als rassistischer Klischee herausstellte. Durch das Sciencefictionsetting distanziert sich die Serie von der historischen Wirklichkeit. In der Pilotfolge wird die Herkunft der Reaver nicht geklärt, aber es ist davon auszugehen, dass sie keine Ureinwohner sind. Sie bleiben ein Mysterium und die Lüftung des Geheimnis wird zu einem wesentlichen Plotpoint der Serie werden. 



3. Show, don’t tell

Der Pilotfilm ist insofern bemerkenswert, dass fast nicht erläutert wird. Es bleibt stets dem Zuschauer überlassen, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Es wird niemals gesagt, was für ein toller Captain Malcolm Reynolds ist, aber seine Führungsqualitäten in Krisensituation werden kontinuierlich gezeigt. Es ist eine klare irdische Herkunft der Menschen zu erkennen. Das Christentum wird weiterhin missioniert und das gesprochene Englisch konkurriert mit dem Chinesischen. Allerdings wird nicht erklärt, wie, wann und warum die Menschheit das Sonnensystem verlassen hat.  


4. Der Film bringt die Figuren in Position

Wie auf einem Schachbrett werden die Figuren nach und nach vorgestellt. Im Prolog verteidigen Malcolm und Zoe erfolglos aber meisterhaft ihren Heimatplanet gegen eine Invasion der Allianz. 

Nach einem Zeitsprung erfolgt die illegale Bergungsaktion. Zu Malcolm und Zoe gesellen sich Jayne (der geldgierige Söldner), Wash (der Pilot der Serenity) und Kaylee (das Technikwunderkind). Es ist schön zu sehen, wie sie angesichts einer Bedrohung alle miteinander agieren, um das Problem zu lösen. Im Gegensatz zu gewissen heutigen Sci-Fi-Serien ist es dem Zuschauer sofort klar, dass der Captain nichts ohne seine Crew ausrichten kann und umgekehrt. 

Auf dem Planeten Persephone kehrt Inara auf dem Schiff zurück. Sie wird sowohl als Companion als auch als Botschafterin bezeichnet. Hier wird wieder dezent gezeigt, aber kaum erklärt, welchen hohen Stellenwert die Prostitution in dieser Gesellschaft innehat. Parallel dazu steigen die Passagiere ein, unter Ihnen Shepherd Book. Der Missionar hat aufgrund seines christlichen Hintergrunds moralische Bedenken, was Inaras Beruf angeht. Konfliktpotenzial ist vorprogrammiert, auch wenn Sympathie zwischen beiden Charakteren durchaus vorhanden ist. 

Simon ist ebenfalls unter den Passagieren, aber seine Geschichte kommt erst später zum Vorschein, wenn seine Schwester aus der Stasiskammer befreit wird. Als Kaylee erschossen wird, bekommt er die Möglichkeit, seine ärztlichen Talente unter Beweis zu stellen, was ihm einen Grund gibt, mit River an Bord zu bleiben. 


5. Fazit

Die Folge Serenity funktioniert perfekt als Pilotfilm. Alle Figuren bekommen die für ihre Einführung nötige Screentime, der bedrohlichen Ton wird gesetzt und die Mischung aus Sci-Fi und Western verspricht interessant und originell zu sein. Joss Whedon vertraute darauf, dass sein Publikum intelligent genug war, um seine Geschichte auch ohne ausführliche Erklärungen zu verstehen. Offensichtlich war der Sender andere Ansicht. Aus meiner Sicht ist es unverständlich, dass Fox diesen Piloten nicht als erste, sondern im Anschluss zur letzten Folge ausstrahlte. Womöglich war der Fernsehsender von Anfang an der falsche Ansprechpartner für die Serie, denn er hat sie definitiv nicht verstanden. Oder wurde doch die Zusammenarbeit zwischen dem Autor und dem Sender aufgrund des Fehlverhaltens des Regisseurs frühzeitig beendet?


6. Werk mit oder ohne Autor? 

So gut dieser Pilotfilm auch ist, stellt sich hier die Frage, ob ein Werk unabhängig von seinem Autor betrachtet werden kann. In den letzten Monaten wurde Joss Whedon scharf kritisiert. Sein Umgang mit Schauspielern sei alles anderes als professionell gewesen. Er habe seine Macht als Regisseur missbraucht und eine toxische Arbeitsatmosphäre geschaffen. Wenn ich ehrlich bin, gibt es viele Filme oder Serie, deren kreativen Köpfe ich gar nicht kenne. Bei der Frage, ob es mir gefällt oder nicht spielt die Persönlichkeit der Autoren eine untergeordnete Rolle. Soll ich eine Serie aufgrund ihres Schöpfers ab- oder aufwerten? Oder spricht die Qualität eines Kunstwerks für sich, egal wer es geschaffen hat? Ich tendiere zur zweiten Option, aber das Thema ist komplexer, als es scheint. Wie seht ihr das? Wie gefällt euch der Pilotfilme von Firefly? Ich freue mich auf eure Antworten und auf Diskussionen, hier auf dem Blog oder auf Twitter (@FyStories)

Ich melde mich nächsten #SciFreitag wieder und bis dahin, wünsche ich euch eine ereignisreiche Woche.

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